Krieg des Pazifisten

Krieg des Pazifisten
560 Wörter, 3-Minuten Lesezeit

Mein Opa war im 2ten Weltkrieg. Gefangen in Rußland und von dort zu Fuß nach Hause, nach Dortmund. Zeit seines Lebens war er gegen Waffen. Uns Kinder hat er konsequent davon fern gehalten. Kein "Peng, Peng!" mit den Fingern, keine Wasserpistolen oder schießen auf der Kirmes.

Das hat bei mir bleibenden Eindruck hinterlassen. Niemals würde ich auf ein Lebewesen schießen, mit der Absicht es zu töten. "Niemals" darf man natürlich in Klammern stellen. "Sag niemals nie", ist ja keine leere Floskel...

Also meine Kinder dürfen keine Wasserpistolen haben. Es wird kein "Erschießen" gespielt und sowieso Krieg als Spiel ist undenkbar.

Dennoch bin ich zum Bund gegangen. Gerade weil ich wissen wollte, was es bedeutet eine Waffe in der Hand zu halten. Und die Zeit hat meine Beziehung zur Waffe nicht verbessert. Ganz im Gegenteil. Waffen sind zum töten gemacht und ich will keiner Mutter, keiner Ehefrau ihren Sohn oder den Ehemann oder den Vater wegnehmen. Selbst Schüsse auf primäre Körperteile können problemlos zum Tode führen. Das hat man uns beigebracht...

Die Hälfte meines Lebens habe ich bisher mit "Killer-Spielen" verbracht. 12 Monate mit echtem simulierten Krieg. Und jetzt war ich 4 Stunden Paintball spielen. Ich bin dazu in der Lage zwischen echtem Tod und dem "Abschuss" im Spiel zu unterscheiden. Paintball haben wir alle als Spiel betrachtet, auch wenn nicht nur einmal das Wort "Waffe" (nicht Markierer) oder der "Tod" (und nicht der Abschuss) und diverse Späßchen über das Töten gefallen sind.

Aber ich brauche das nicht. Killerspiele machen nur solange Spaß, wie die Story die Handlung trägt. Spiele wie "Manhunt" geben mir nicht viel, wenn das Abschießen der Gegner im Vordergrund steht. Wobei ein "Gears of War" oder "Halo" mich länger (und immer noch) fesseln kann.

Auf die Zeit im Bund schaue ich mit größtem Respekt zurück. Der präzise Schuss aus einer Waffe mit ca. 800m/s Mündungsgeschwindigkeit (oder 2880km/h - bis zu 100 mal in der Minute) erzeugt einen Mords-Respekt vor dem Leben und dem damit verbundenn Tod. Der Schuss selbst erzeugte mehr Adrenalin in meinem Körper als der Gedanke, dass man selten der einzige Schütze ist und das eigentlich auf jeden abgefeuerten Schuss einige zurück kommen werden. Alle mit der Absicht einen selbst Handlungsunfähig, wenn nicht so gar Mausetot zu machen.

Paintball kann mit seinen müden 60m/s und mehr als 28 Bällen pro Minute in Deutschland (214km/h) nicht wirklich mitreden. Man sieht die Kugeln ja über das Feld fliegen und kann denen sogar ausweichen (ab einem Flug von ca. 30-40 Metern). Es geht nicht vorrangig um das Verletzten, es ist ein Sport. Anders als beim Fußball ist eine Verletzung aber immer möglich. Es wird nämlich mit Waffen geschossen. Es gibt aber schönere Sportarten...